Bruno der Sandkastenmann
Dieser Sandkastenmann ist einfach Spitze
Natürlich, wie könnte es anders sein. Das Theater beginnt schon vor der Vorstellung. Da wird erst einmal ein bisschen gedrängt. Dann werden die vorderen Sitze gestürmt und besetzt, dann gleich
wieder der Platz gewechselt. Und dann kommt schon dieser Mann, der so aussieht wie Papi oder der Nachbar oder Onkel Max. Er tut so, wie wenn er gar nichts mit dem Theater zu tun hätte. Woher
kommt der, vielleicht von Besenlupfigen? Einen Besen hat er tatsächlich bei sich. Jetzt fängt er an zu wischen, weil da neben einem Sandkasten ein paar Schokoladenpapiere liegen. 'War das jemand
von euch?' Der strenge Blick durch die Brillengläser verheisst nichts Gutes. Also war es niemand. Und dann zieht er die orange Arbeitsjacke über. Jetzt ist er Bruno, der Sandkastenmann. Und der
hat, wie sich herausstellen sollte, ein Herz für Kinder. Denn diese sind ihm wichtiger als der Feierabend, an dem er von seinem Chef zur Nummer eins aller Sandkastenmann gekrönt werden
sollte.
Ein Herz für Kinder
Bruno, so scheint es, hat ein Herz für Kinder, er hat auch ein Herz für Plüschtiere aller Art. Kein Zufall. Wenn er als städtischer Spielplatzsäuberer fast jeden Tag in irgendeinem Sandkasten
wieder vergessene oder verlorene Teddys oder Humpelhasen findet, denen er in seiner kleinen Wohnung ein neues Zuhause gibt. Die Kinderaugen werden immer grösser, wenn er jetzt mit all den
gefundenen Gegenständen nach und nach einen richtigen kleinen Zirkus aufbaut. Und weil die Kinder ihre eigenen Kuscheltiere mitnehmen durften, sind sie plötzlich ins Geschehen integriert, stehen
auf der Bühne, sind dabei, wenn Bruno jetzt gar noch seinen Fresskorb, den er eigentlich zu seiner Beförderungsfeier mitnehmen wollte, an die Kinder verteilt. Ein grösseres Mädchen verteilt
Trinkbecher: drei Dutzend Kinder tummeln sich auf der Bühne, ein richtiges Kinderfest ist im Gange. Bruno ist auch dabei. Längst nicht mehr im Mittelpunkt. Aber er ist zufrieden. Hier ist er die
Nummer eins. Jörg Bohn hat diese Theateranimation für Kinder ab 4 Jahren zusammen mit Paul Steinmann geschaffen. Er ist Erzähler, ruhender Pol. Mal lacht er, mal wischt er sich eine Chaplin-Träne
aus den Augen, erzählt , holt die Kinder in die Arena, lässt erzählen. Die eigentlichen Akteure sind plötzlich die Kinder selber, die ins Theater kamen, um zu sehen, zu hören, zu staunen. Jetzt
sind sie es, die aus einer schlichten Theatersituation ein tolles Festchen bauen. Und wenn ihre Mütter sie nicht von der Bühne geholt haben, dann spielen sie dort immer noch.
Hannes Schmid