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Papa, Tom

 

Wie Tom seinen Papa wieder gefunden hat


Neue Bruno -Geschichte von Jörg Bohn

Jörg Bohns Bruno- Geschichten haben bisher grossen Anklang gefunden. Er zeigt immer Personen, welche den Kindern bekannt sind, er spricht eine saubere, ungekünstelte Mundart, die verstanden wird, er findet den persönlichen Kontakt zu seinem Publikum. Das ist auch bei Papa Tom wieder der Fall. Als Busfahrer hat Bruno die Freundschaft zu einem 9jährigen Knaben gefunden, dessen Eltern sich getrennt haben und der täglich mit dem Bus zur Schule fährt. Dessen Leben, dessen Nöte und Ängste in einem Einmanntheater zu schildern, ist keineswegs einfach, denn die Vorstellungskraft der Kinder wird dadurch stark gefordert. Tom sieht man ja nie. Der Knabe vermisst seinen Papa. Dieser wohnt zwar bei einer anderen Frau in der gleichen Stadt, aber er weiss nicht wo. Die beiden telefonieren bloss noch zusammen. Jedes Gespräch endet mit der eindringlichen Frage: 'Wenn chunsch wieder hei?' Tom lehnt sich gegen die Mutter auf. Er lügt dem Buschauffeur nach der Suche nach seinem Papa etwas vor. Dieser lässt sich dadurch von seinen Dienstvorschriften abbringen, um ihm zu helfen. Die Geschichte nimmt einen ganz unerwarteten Verlauf. Auf Umwegen findet Tom schliesslich seinen Vater.

Zwei spielerische Ebenen
Jörg Bohn verwendet- unter der Regie von Adrian Meyer- zwei Ebenen, um die Geschichte ans Publikum zu bringen. Die eine ist er alleine als Erzähler und Spieler, die andere ein geheimnisvoller, zum Teil umgekippter Tisch, dessen Platte viele Überraschungen in sich birgt. Das ist gut so. So erreicht er Abwechslung, vermeidet Monotonie. In die ganze Geschichte hat er auch einen roten Faden eingebaut, eine von Toms Vater auf dem Klavier gespielte Piratenmelodie (Musik Simon Hostettler), die eine zentrale Rolle spielt. Auch für Heiterkeit wird gesorgt. Das ganze Stück spielt im Aufenthaltsraum der Busfahrer. Dort verbringen sie ihre Pause. Bruno tischt aus einer Tasche das Zvieri auf und trinkt in einem Zug eine Literflasche leer. Oder er beteiligt sich am Tisch an einem Spiel mit einer Kollegin und einem Kollegen, die sich auf Tour befinden. Mit dem Punktesammeln, mit den in den Tischfächlein versteckten Gegenständen bindet er die Kinder ins Geschehen ein. Wie Bohn dann Tom und die Piratengeschichte, welche dieser mit seinem Papa zusammen erlebt, darstellt, kommt vermehrt Action in die Szene, was im jungen Publikim sofort zu erhöhter Aufmerksamkeit führt.

Märchenhafter Abschluss
Im dritten Teil des Stücks, in welchem Tom im Quartier nach seinem Vater sucht, überstürzen sich dann allerdings die Ereignisse. Es wird dramatisch, soviele Zufälle auf einmal, das gibts ja eigentlich nur im Märchen. Toms Geschichte ist aber eigentlich alles andere als ein Märchen, sie ist harte Realität, die aufzeigt, was Eltern Kindern antun können, wenn sie nur an sich denken. Das wollte Jörg Bohn aber nicht so im Raum stehen lassen und hat deshalb seinem Stück eine märchenhafte Wende gegeben- und dies darf man so absolut akzeptieren.

Heinz Bürki